Von Sebastian Krause.
Die Analyse von Google Trends-Daten zeigt einen Höhepunkt des Suchaufkommens im Anschluss an das „TV-Duell“ zur Bundestagswahl 2017. Mithilfe der Suchmaschine wird insbesondere nach den Wahlprogrammen von FDP und AfD gesucht.
In meinen Analysen zur Bundestagswahl 2013 hatte ich gezeigt, dass Internetnutzungsdaten und insbesondere Google-Suchanfragen eine geeignete Datengrundlage sind, um Vorhersagen für die Ergebnisse der Wahl zu berechnen. Während für diese Analysen Suchanfragen in Form absoluter Zahlen verfügbar waren, stehen diese für die Wahl 2017 noch nicht zur Verfügung. Davon unberührt bietet der Online-Dienst Google Trends bereits die Möglichkeit, die aktuelle Popularität einzelner Suchbegriffe im Zeitverlauf zu analysieren, auch wenn die Daten lediglich in Relation zum totalen Suchaufkommen präsentiert werden.
Die Berechnungen zur Wahl 2013 hatten ergeben, dass der Zusammenhang zwischen den parteibezogenen Suchanfragen und dem späteren Stimmenanteil am größten ausfällt, wenn die Parteinamen mit Begriffen verknüpft werden, die einen Bezug zur Wahl erkennen lassen (z. B. im Falle der SPD: „SPD Wahlprogramm“). Auf diese Weise erhöht man die Wahrscheinlichkeit nur diejenigen Suchanfragen zu erhalten, die Wählerinnen und Wähler hinsichtlich ihrer Wahlentscheidung tätigen.
Bei Google Trends kann das Suchaufkommen für fünf verschiedene Suchbegriffe gleichzeitig abgerufen werden, um das relative Suchvolumen zu vergleichen. Die Suchanfragen für einzelne Suchbegriffe werden so ins Verhältnis zum Suchvolumen desjenigen Suchbegriffs gesetzt, nach dem am häufigsten gesucht wurde. Da der nächste Bundestag gemäß der Sonntagsfrage aus voraussichtlich sechs Fraktionen bestehen wird, musste eine Partei bei den Analysen vernachlässigt werden. Bündnis 90 / die Grünen bildet in den derzeitigen Umfragen das Schlusslicht der Parteien, die es voraussichtlich über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen werden. Zudem ist das Suchaufkommen für diese Partei aufgrund unterschiedlicher Schreibweisen des Pateinamens schwerer zu erfassen [1]. Abgerufen werden daher die Suchvolumina der Begriffe „SPD Wahlprogramm“, „CDU Wahlprogramm“ (durch eine Verknüpfung mit der CSU erhält man deutlich weniger Anfragen), „FDP Wahlprogramm“, „Linke Wahlprogramm“ (mit „Die Linke Wahlprogramm“ erhält man deutlich weniger Anfragen) und „AfD Wahlprogramm“. Zusätzlich wurden nur die Suchanfragen gefiltert, die aus Deutschland stammen.
In Abbildung 1 wird der Suchverlauf für die letzten 30 Tage dargestellt. Zunächst ist zu erkennen, dass ein Anstieg der Suchanfragen ab Anfang August 2017 zu verzeichnen ist – ein Zeichen dafür, dass die verwendeten Suchbegriffe tatsächlich mit dem Interesse an der Bundestagswahl zusammenhängen. Bemerkenswert ist ein deutlicher Ausschlag der Suchanfragen für alle Parteien am 3. September. An diesem Tag fand das „TV-Duell“ zwischen Angela Merkel und Herausforderer Martin Schulz statt, das etwa 16 Mio. Menschen am Fernseher verfolgten [2]. Verkürzt man den betrachteten Zeitraum auf die vergangenen sieben Tage (Abbildung 2), erhält man auf der Zeitachse die Uhrzeit des Suchaufkommens. So beginnt der Anstieg bereits ab etwa 16 Uhr, um im Anschluss des Duells gegen 22 Uhr seinen Höhepunkt zu erreichen. Interessanterweise steigen hierbei nicht nur die Suchanfragen nach den Parteien der Duellanten, sondern auch die nach allen anderen Parteien. Insbesondere das Suchaufkommen für die AfD erreicht hier seinen bisherigen Höhepunkt.
Zieht man das Verhältnis der parteispezifischen Suchanfragen heran, so werden derzeit für AfD und FDP die meisten Suchanfragen getätigt. Dieser Befund spiegelt sich auch in den von Google Trends bereitgestellten durchschnittlichen Suchanfragen wider, die im Übrigen auch das Suchinteresse an SPD und CDU in etwa gleich auf sehen. Dies kann als Hinweis darauf interpretiert werden, dass die Zustimmung zu den genannten Parteien in derzeitigen Umfragen unterschätzt wird.
[1] Probehalber wurden die Suchanfragen für „Linke Wahlprogramm“ durch Suchanfragen für „Grüne Wahlprogramm“ ersetzt. Auch bei Google-Trends ist das Suchaufkommen für Bündnis 90 / die Grünen am geringsten und liegt unter den Anfragen für die Linke.
[2] Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/tv/tv-duell-mit-merkel-und-schulz-hat-16-11-millionen-zuschauer-a-1165996.html