von Alexander Baudisch, Maximilian Schmelzer und Shari Tegeler
Die drei Autoren sind BA-Studierende für Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen.
Dieser Blogeintrag bezieht sich auf das erste Paper einer Reihe über das Leben kommunaler politischer Eliten in NRW. Die Analyse sozioökonomischer und politischer Faktoren offenbarten signifikante Unterschiede, welche im Folgenden genauer betrachtet werden.
Besitzen kommunale Abgeordnete NRW´s ein politisches Erbe ihrer Eltern? Diese Frage lässt sich anhand der vorliegenden Daten durchaus mit „ja“ beantworten. Dies wird besonders anhand der beiden „Volksparteien“ deutlich: 96% der politisch aktiven Elternteile der CDU-Befragten waren ebenfalls Mitglieder der CDU. Ähnlich verhält es sich mit den Befragten der SPD – hier gaben 80% der Personen, deren Mütter und Väter bereits politisch engagiert waren an, dass ihre Eltern ebenfalls Mitglied der SPD waren. Festzuhalten gilt also, dass politisch aktive Eltern der kommunalen Abgeordneten der Volksparteien ihren Kindern ein parteipolitisches Erbe hinterlassen haben. Für die übrigen untersuchten Parteien lässt sich kein stringentes Muster erkennen – die Parteiaktivität der Eltern ist weniger eindeutig und erstreckt sich teilweise über das gesamte Parteiensystem.
Dennoch gibt es Phänomene, die über alle Parteien hinweg gelten: Unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit scheinen Kommunale Abgeordnete durchschnittlich über höhere Schulabschlüsse zu verfügen als ihre Wähler. Eine Mehrheit von 53% der Befragten gibt das Abitur als ihren höchsten Schulabschluss an. In der Gesamtbevölkerung Nordrhein-Westfalens ist dieser Anteil mit 29% weitaus geringer. Demgegenüber bildet die Gruppe der Hauptschulabgänger mit 8% innerhalb der kommunalen Abgeordneten die kleinste Gruppe – in der Gesamtbevölkerung ist dieser Abschluss mit 34% am häufigsten vertreten.
Ebenfalls bemerkenswert ist die Verzerrung beim Einkommen der Abgeordneten im Vergleich zur Wahlbevölkerung, die in Tabelle 1 zu sehen ist.
Tabelle 1: Vergleich Einkommen
Einkommen | Kommunale Eliten | Allgemeine Bevölkerung |
Bis 1300€ | 18% | 48% |
1300€ – 2000€ | 12% | 30% |
2000€ – 2900€ | 28% | 12% |
2900€ – 3500€ | 18% | 6% |
Über 3500€ | 25% | 4% |
Die Quelle für den Bevölkerungsvergleich ist der Allbus 2014. Die Grundgesamtheit sind in Nordrhein-Westfalen lebende Personen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben und die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Beantwortet haben diese Frage 159 von 165 befragten kommunalen Abgeordneten.
2014 besaßen deutschlandweit 50% der Bevölkerung ein Einkommen von bis zu 1300€ netto pro Monat. Dieser Kennwert ist mit 48% in der Stichprobe für NRW nahezu identisch und die am stärksten frequentierte Einkommenskategorie. Im Vergleich dazu gibt nur ein knappes Fünftel der Befragten kommunalen Abgeordneten an, sich in dieser Einkommensgruppe zu befinden. Gespiegelt dazu verhält es sich mit der höchsten Einkommensklasse – Ein Viertel der Politiker verdient mehr als 3500€ netto pro Monat während nur 4% der Allgemeinen Bevölkerung NRWs ein solches Gehalt bezieht.
Auffällig ist weiterhin die Häufigkeit der Einkommensgruppen gemessen an ihrer Größe. Für die allgemeine Bevölkerung scheint zu gelten: Je höher das Einkommensniveau ist, desto seltener wird dieses erreicht. Dieser Befund gilt nicht für die befragten Kommunalen Abgeordneten bei denen die mittlere Kategorie von 2000 – 2900€ am meisten angegeben wird. Es lässt sich kein konkretes Muster erkennen. Abschließend lässt sich sagen, dass kommunale Abgeordnete im Schnitt deutlich wohlhabender sind als ihre Wähler und die Einkommensklassen daher zugunsten der Politiker enorm verzerrt sind.
Zusammenfassend lässt sich auf die Frage, um wen es sich bei den Kommunalpolitikern NRWs handelt, die Erklärung finden, dass es sich um überwiegend verheiratete gut verdienende Männer und Frauen handelt, die besser verdienende Angestellte sind und eine hohe formale Bildung besitzen. Auch nach lokalen Einheiten differenziert, aus denen die Kommunalpolitiker stammen, zeigen sich nur kleinere Unregelmäßigkeiten, wie etwa hinsichtlich des Familienstandes in großen Kommunen und der Bildungsverteilung in kleinen Kommunen.
Auf Grundlage all dieser Beobachtungen der Studie kann davon ausgegangen werden, dass es sich auch bei Kommunalpolitikern um eine Elite, im Sinne einer sich selbst rekrutierenden Gruppe handelt. Diese Punkte geben uns nicht nur ein besseres Bild und Verständnis von den Hintergründen der Kommunalpolitikern in NRW, sondern werfen auch Fragen auf, die beantwortet werden wollen.